Der Kampf gegen die "CV-Händler"

Arbeitet man in der Branche der Personalberatung, ist man in seinem Umfeld oftmals mit Vorurteilen und Skepsis konfrontiert. Angesprochen auf den eigenen Job muss man häufig zunächst einen minutenlangen Monolog halten, um seinem Gegenüber die eigene Tätigkeit zu erklären. Die Reaktionen sind nicht immer von Begeisterung geprägt. Da man aber in einer speziellen Branche arbeitet, die von außen undurchsichtig und unseriös wirkt, legt man sich mit der Zeit ein „dickes Fell“ zu.

Personalberater als Hidden Champions der Personalbeschaffung

Personalberater sind den sogenannten „Hidden Champions“ in diesem Zusammenhang in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Hermann Simon, Chairman der berühmten Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners, hat einige Hidden Champions über Jahre hinweg begleitet und deren Erfolgsstrategien in seinem Buch „Hidden Champions des 21. Jahrhunderts“ festgehalten. Hidden Champions arbeiten in Nischenmärkten und legen keinen Wert auf Werbekampagnen oder große Bekanntheit in der Öffentlichkeit. Sie konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft, sind auf ein bestimmtes Produkt spezialisiert und können dabei in ihren Märkten bis zum Weltmarktführer aufsteigen. Für ihre potentiellen Kunden sind sie bekannt und das reicht ihnen auch aus. Personalberatungen agieren letztendlich ähnlich – sie brauchen keine breite Akzeptanz oder enorme Bekanntheit in der Gesellschaft, denn wichtiger ist es, dass Ihre Kunden, die relevanten Entscheider der Unternehmen, sie wahrnehmen und schätzen. Ähnlich wie die Hidden Champions profitieren Personalberater von ihrem einzigartigen Know-how, dass für die breite Öffentlichkeit nicht zugänglich sein sollte, um es letztendlich auch zu schützen.

Unseriöse Berater drängen in den Markt

Nur was passiert, wenn immer mehr unseriöse Berater in den Markt eintreten? In den letzten Jahren müssen etablierte Personalberater immer öfter gegen sogenannte „CV-Händler“ ankämpfen. CV-Händler, die häufig aus dem britischen Raum auf den Markt drängen, versuchen viele (oftmals wahllose) Profile zu generieren, wenn es sein muss auch unter falschen Angaben und Versprechungen gegenüber dem Kandidaten, und verwenden diese dann, um sie kreuz und quer diversen Unternehmen initiativ vorzuschlagen. Durch massenhafte Generierung und Verteilung von CVs erzielen sie sicherlich auch den ein oder anderen Treffer und können eine Position besetzen, aber was ist die Konsequenz daraus?

Erfolgsorientiert - aber auf Kosten des "Cultural Fit"

Unternehmen, die ohnehin schon oft die hohen Beratungshonorare scheuen, lassen sich lieber auf erfolgsorientiert tätige „Berater“ ein, die ihnen Kandidaten übermitteln und zunächst einmal kein Geld dafür verlangen. Dabei gehen sie keinerlei Risiko ein und schließlich findet auch ein „blindes Huhn mal ein Korn“. Am Ende sind „echte Berater“ in Erklärungsnot und können ihre Honorare, mögliche Drittelregelung und das Bestehen auf einen Exklusivauftrag nicht mehr rechtfertigen und gehen immer häufiger leer aus. Dass die Unternehmen die Konsequenzen dieser für sie attraktiven, erfolgsorientierten Besetzungen, erst sehr viel später erfahren werden, ist ihnen wohl bislang nicht bewusst. Unter diesen erfolgsabhängigen Bedingungen wird keiner dieser „Berater“ großen Wert auf den heute so wichtig gewordenen „Cultural Fit“ legen und diesen deshalb auch bei der Kandidatenselektion nicht berücksichtigen. Nicht nur Berater, auch Research-Dienstleister, spüren die Folgen dieses Trends, denn immer mehr Berater lassen sich notgedrungen auf erfolgsorientierte Aufträge ein und wollen deshalb auch erfolgsorientiert mit dem Research-Dienstleister zusammenarbeiten. Trotzdem sollten etablierte Beratungshäuser konsequent bleiben und diesem Trend mit Stärke entgegenstehen, denn am Ende ist es wie immer und in allem im Leben:

Qualität setzt sich durch. Früher oder später.

 

Sollte Sie das Thema rund um die Hidden Champions interessieren, empfehlen wir Ihnen die Ausarbeitung unserer Geschäftsführerin Janine Krüger. In Ihrer kleinen Studie ist sie der Frage nachgegangen, weshalb sich junge Talente im „War for talent“ fast immer für ein namhaftes Unternehmen entscheiden und die Vorteile der mittelständischen Hidden Champions nicht erkennen.

Link zur Veröffentlichung:  „Brands vs. Hidden Champions – Der Kampf um die prestigereiche Karriere“